Holzstiche: Gedichte

 Arthur Rimbaud

„Ballade von den Abenteurern“

Von Sonne krank und ganz von Regen zerfressen
Geraubten Lorbeer im zerrauften Haar
Hat er seine ganze Jugend, nur nicht ihre Träume vergessen
Lange das Dach, nie den Himmel, der drüber war.

O ihr, die ihr aus Himmel und Hölle vertrieben
Ihr Mörder, denen viel Leides geschah
Warum seid ihr nicht im Schoß eurer Mütter geblieben
Wo es stille war und man schlief und war da?

Er aber sucht noch in absinthenen Meeren
Wenn ihn schon seine Mutter vergißt
Grinsend und fluchend und zuweilen nicht ohne Zähren
Immer das Land, wo es besser zu leben ist.

Schlendernd durch Höllen und gepeitscht durch Paradiese
Still und grinsend, vergehenden Gesichts
Träumt er gelegentlich von einer kleinen Wiese
Mit blauem Himmel drüber und sonst nichts

Arthur Rimbaud oder Berthold Brecht ??


 

 Arthur Rimbaud 1624 Sommerabendblau

„Das Sommerabendblau“

Das Sommerabendblau werd‘ ich auf schmalem Pfad durchstreifen.
Vom Korn zerstochen, werd‘ ich magres Gras zertreten.
Die Frische wird mir Träumer an die Füße greifen;
Den bloßen Kopf dem Wind zu, den umwehten!

Werd‘ gar nichts denken und werd‘ gar nichts sagen.
Doch grenzenlos wird Liebe mich erheben.
Zigeunerisch und weit werd‘ ich durchs Land mich schlagen
Und glücklich wie mit einem Weibe leben.


 

 Arthur Rimbaud 1625 Der Stern

* * *

Der Stern weint eine Rose im Herzen deiner Ohren,
Unendlichkeit rollt weiß vom Nacken bis zum Schoß,
Das Meer perlt rötlich ab vom Dunkelrot der Brüste,
Der Mann verblutet schwarz an deiner Flanken Joch

AE: Ü; Eric Boerner


 Arthur Rimbaud 1613

Roman

Man nimmt vieles leicht, wenn man 17 ist.
– Der Abend ist schön, keine Limo, kein Pils,
Keine schrillen Cafés, wo’s Spotlight blitzt!
– Unter grünenden Linden flanierst du ganz still.

Gut duften die Linden beim Abendgeläut!
Es sinken die Lider, so süß ist die Luft;
Voller Lärm ist der Wind, – die Stadt ist nicht weit, –
Mit duftendem Wein und Biergeruch …

II
Und da erblickst du ’nen ganz kleinen Fetzen
Dunklen Azurs, vom Zweiglein umfasst,
Vom Sternlein bestickt, das mit süßem Entsetzen
Dahinschmelzen muss, ganz klein und ganz blass …

Juninacht! 17 Jahr! – Du musst einen kippen.
Was dir in den Kopf steigt, das ist nur der Sekt …
Du faselst; und spürst einen Kuss auf den Lippen.
Er zuckt lange nach wie ein kleines Insekt …

III
Das irre Herz robinsoniert durch Romane,
– Bis, im Licht einer fahlen Laterne,
Ein Fräulein vorbeigeht mit luftigem Charme,
Vom Feldwebelkragen des Vaters verbrämt …

Obwohl sie dich unfassbar kindisch findet,
Dreht sie sich mitten im Trippelschritt
Der Stiefelchen – impulsiv und flink …
– Auf deinen Lippen erstirbt jedes Lied …

IV
Du bist so verliebt. Belegt bis August.
Verliebt. – Sie verlacht all deine Sonette.
Deine Freunde hau’n ab, du bist out, schiebst Frust.
– Eines Abends schreibt dir die Umworbne was Nettes … !

– Heut Abend … – Du bist wieder dort, wo’s blitzt,
Bestellst dir ’ne Limo oder ein Pils …
– Man nimmt vieles leicht, wenn man 17 ist,
Unter grünenden Linden flaniert man ganz still.

29. September 1870 AR


 

 Arthur Rimbaud 1616

Mein Künstlerleben

Die Hände in den Taschen löcherig gezäumt;
Mein Mantel war desgleichen nicht mehr völlig neu;
Ging ich unterm Himmel, Muse! nur dir treu;
Oh! la! la! um von herrlicher Liebe zu träumen!Die einzige Hose – ein einziges Loch.
– Dem träumenden Däumling fällt’s wandernd nicht schwer
Zu reimen. Mein Gasthaus heißt – der Große Bär.
– Die Sterne, sie raschelten süß, himmelhoch

Und ich lauschte, am Wegesrand hockend, ihr,
Der Nacht des Septembers, auf meiner Stirn
Spürt‘ ich die Tautropfen, kräftig wie Wein;

Und dichtend im Umfeld fantastischer Schatten,
Zupft ich die Senkel, die Leierklang schnarrten,
Der löchrigen Schuh, und mein Herz stimmte ein


 

 Arthur Rimbaud 1617

DIE EWIGKEIT

Wiedergefunden
Ist sie – die Ewigkeit
Ist das Meer versunken
Mit dem letzten Schein

Wachsame Seele
Murmeln wir es:
Die Nacht ist Leere
Der Tag verbrennt.

Menschliches Lob
Gemeinsamer Geist
Da machst du dich los
Und fliegst bereits.

Denn nur von euch
Glosend wie Seide
Steigt auf die Pflicht
Ohne uns zu befreien.

Da keine Hoffnung
Kein erster Strich
Schuld mit Geduld
Die Qual ist gewiß.

Wiedergefunden
Ist sie – die Ewigkeit
Ist das Meer versunken
Mit dem letzten Schein.

Ü:MICHAEL DONHAUSER


 

1652


DIE EWIGKEIT

Wiedergefunden
Ist sie – die Ewigkeit
Ist das Meer versunken
Mit dem letzten Schein

Wachsame Seele
Murmeln wir es:
Die Nacht ist Leere
Der Tag verbrennt.

Menschliches Lob
Gemeinsamer Geist
Da machst du dich los
Und fliegst bereits.

Denn nur von euch
Glosend wie Seide
Steigt auf die Pflicht
Ohne uns zu befreien.

Da keine Hoffnung
Kein erster Strich
Schuld mit Geduld
Die Qual ist gewiß.

Wiedergefunden
Ist sie – die Ewigkeit
Ist das Meer versunken
Mit dem letzten Schein

AR


Empfindung

In blauer Sommernacht werd ich durch Felder gehn,
Hälmchen zertreten auf den kühlen Pfaden
Und träumerisch ein Prickeln spüren an den Zehn.
Ich werde meinen bloßen Kopf im Winde baden.
Ich werde dann nicht sprechen, werde an nichts denken:
Doch wird die Liebe meine Seele ganz durchtränken;
Und ich werd gehn, wie ein Zigeuner, fort durchs Blau,
Durch die Natur, – so glücklich wie mit einer Frau.

AE. März 1870 Ü:  Thomas Eichhorn


 Paul Scheerbart

 Falko (ohne Text)

 Falko (ohne Text)

 Falko (ohne Text)

 Ruben (ohe Text)

Maxi (ohne Text)

 Valeska (ohne Text)

Carola (ohne Text)

 Svenja (ohne Text)

Doro (ohne Text)

Julian (ohne Text)

Micha (ohne Text)

Pablo (ohne Text)

Paul (ohne Text)

1648

1650

1652

1653

1649

 



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